Ankommen in Santiago de Compostela.
Nach fast 800 km zu Fuß liegt am Monte Gozo die Stadt vor meinen Füßen. Die großen Pilger der Statue grüßen freundlich und voll Vorfreude und weisen den Weg in die Stadt.
Und so wandere ich weiter durch die Vorstadt, in die Altstadt, Richtung Kathedrale. Am Tordurchgang zum großen Platz spielt ein Dudelsackspieler und geleitet mich in eine große Welle aus Freude, Rührung, Dankbarkeit, Kraft.
Ich bin da.
Angekommen.
Das Herz hüpft.
Später sagt Mitch „Yes, we did it!“ Wir haben es geschafft!
Es ist so schön, die ganzen Pilger zu sehen, Bekannte fest zu umarmen und einfach da zu sein.
Auch der nächste Tag, Sonntag war gut gefüllt mit Nachklingen lassen, Dankbarkeit und Begegnungen.
Und wir durften in der Pilgermesse sogar erleben, wie der Botafumeiro - ein riesiger Weihrauchkessel - durch die Kirche schwang.
Dieser Weihrauchkessel diente seit dem Mittelalter nicht nur dazu, mit dem Weihrauch den Geist zu beflügeln, sondern er war ganz praktisch dafür da, den Gestank der Pilger zu überduften.
In Zeiten, als es noch keine Funktionskleidung und Herbergen mit Waschmaschinen gab, kamen die Pilger nach ihren langen Wegen von zu Hause aus, zerlumpt und stinkend in Santiago an. Sie schliefen und lebten wochenlang auf der Empore der Kathedrale und kochten dort auch. Die Pilgergesellschaften machten es sich zur Aufgabe, die Pilger neu einzukleiden und die alten Lumpen wurden vor der Kathedrale verbrannt.
Und heute sitze ich in Finisterre. Die 90 km bin ich mit dem Bus gefahren. Es ist Zeit für ein bisschen Pause.
Der Leuchtturm von Finisterre steht am westlichsten Ende von Europa. Die Römer nannten diesen Ort „das Ende der Welt“ - der damals bekannten Welt. Und den Atlantik nannten sie das Meer der Finsternis.
Ja, ich bin am Ende der Welt angekommen.
Ich bin am Ende meines Caminos angekommen.
Doch so langsam verstehe ich.
Es ist nicht das Ende.
Mein Camino, mein Lebensweg geht weiter und die Erfahrungen dieses Caminos werden mich weiter begleiten, mein Leben prägen.
Es wird spannend, die Erfahrungen des Camino in meinen Alltag mitzunehmen und zu Integrieren.
Darüber darf ich in den nächsten Tagen nachdenken und die Zeit reifen lassen.
Das wichtigste für heute ist, die Freude und Dankbarkeit in meinem Herzen zu tragen, mit nach Hause zu nehmen und mit anderen zu teilen.
Grüne Grüße Claudia
Buen Camino!
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