Heute stehen die Tempel und Schreine der alten Kaiserstadt Kamakura (politisches Zentrum Japans im 12. - 14. Jahrhundert) auf dem Programm.
Bereits am ersten, dem Hokokuji-Tempel, auch Bamboo-Tempel genannt, empfängt uns ein atemberaubender Garten mit alten Bäumen, Bonsais, Moos einem Bambuswald und einer großen Ausstrahlung und Kraft.
Der Gärtner kehrt das Moos ab und sammelt alle abgefallenen Blätter ein.
Alte Bäume mit besonderen Wuchsformen werden gestützt.
Dieser Garten um den Tempel herum strahlt soviel Kraft und Ruhe aus, dass ich ganz still werde und eine große innere Freude empfinde.
An den Garten schließt sich ein kleiner Bambuswald mit kleinen Schreinen, Figuren und einem Teehaus an.
Hier ist es so einfach, nur da zu sein, die Formen, Farben, Geräusche und Gerüche wahrzunehmen.
Wir gehen zu einem zweiten Tempel, dem Yomjoji-Tempel und auch hier empfängt uns ein Garten, der zum Dasein, zum Genießen, Staunen und Achtsamkeit einlädt. Wir Waldbaden sozusagen im Tempelgarten.
Wie viele Tempelgärten hat auch dieser ein Teehaus und wir sind zu einer Teezeremonie eingeladen. Wir setzen uns auf Tatamimatten (aus Reisstroh). Die Teemeisterin bringt jedem einzeln ein Tablett mit einer individuellen Teeschale mit grünem Matcha und einer kleinen Süßigkeit. In feierlicher Stille trinken wir unseren Tee, schweigen, beobachten, nehmen den Tee mit allen Sinnen wahr und es breitet sich eine große innere Ruhe aus.
Zum Abschluss darf ich noch an einem Bambusrohr lauschen. Was sagt mir das Bambusrohr? ... war die Frage. Ja mir hat es tasächlich etwas gesagt!
Dann gehen wir zum Tempel Kotoku-in mit dem Buddha Daibutsu. Der Buddha aus dem 13. Jahrhundert ist eine 11 Meter hohe Bronzestatue, in die man hineingehen kann.
Drinnen gibt es ein besonderes Klangerlebnis. Jeder Ton schwingt um mich herum und in mir und verstärkt sich. Wahnsinn!
Zum Tagesabschluss spazieren wir noch auf die Insel Enoshima zum Abendessen. Es gibt verschiedensten rohen Fisch und Meeresfrüchte mit Gemüse und Soßen - Thunfisch, Schnecken, Babysardinen, Undefinierbares. Ich probiere mich durch alles durch. Die typische Geschmacksexplosion, die hier bei jeder Mahlzeit wartet.
In den letzten Tagen hat es immer wieder auch kräftig geregnet, doch auf dem Rückweg von Enoshima sind wir eine halbe Stunde im wirklich strömenden Regen unterwegs. Da bekommt Waldbaden nochmal eine ganz neue Bedeutung.
Nass, etwas ausgekühlt, erschöpft, geerdet und innerlich erfüllt falle ich am Abend in mein Bett.
Grüne Grüße aus Japan Claudia
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